Raucherentwöhnung bezeichnet den Prozess des vollständigen Verzichts auf Tabakprodukte und die Überwindung der körperlichen und psychischen Nikotinabhängigkeit. In Deutschland rauchen etwa 23% der Erwachsenen regelmäßig, was rund 12 Millionen Menschen entspricht. Der Rauchstopp ist eine der wichtigsten Maßnahmen für die Gesundheit, da bereits nach 20 Minuten ohne Zigarette positive Veränderungen im Körper beginnen.
Die gesundheitlichen Vorteile des Rauchstopps sind beeindruckend: Das Herzinfarkt-Risiko halbiert sich bereits nach einem Jahr, und nach zehn Jahren sinkt das Lungenkrebsrisiko um die Hälfte. Zudem verbessern sich Geschmacks- und Geruchssinn, die Lungenfunktion steigt, und das Immunsystem wird gestärkt.
Während der Nikotinentwöhnung treten verschiedene Entzugserscheinungen auf, die den Erfolg erschweren können:
Die akuten Entzugserscheinungen erreichen ihren Höhepunkt nach 2-3 Tagen und klingen meist nach 2-4 Wochen ab. Die psychische Gewöhnung kann jedoch mehrere Monate andauern, weshalb professionelle Unterstützung und geeignete Hilfsmittel den Erfolg erheblich steigern können.
Die Nikotinersatztherapie (NRT) funktioniert nach dem Prinzip, dem Körper kontrolliert Nikotin zuzuführen, ohne die schädlichen Verbrennungsprodukte des Tabaks. Dadurch werden Entzugserscheinungen gemildert, während die Nikotindosis schrittweise reduziert wird.
Nikotinpflaster geben kontinuierlich Nikotin über die Haut ab und sind in drei Stärken erhältlich: 21mg, 14mg und 7mg. Starke Raucher beginnen mit der höchsten Dosierung und reduzieren alle 6-8 Wochen. Das Pflaster wird täglich gewechselt und auf eine trockene, unbehaarte Hautstelle geklebt.
Nikotinkaugummis sind in 2mg und 4mg Stärken verfügbar und werden bei akutem Rauchverlangen verwendet. Die richtige Kautechnik ist entscheidend: langsam kauen bis ein pfeffriger Geschmack entsteht, dann zwischen Wange und Zahnfleisch parken. Nikotinlutschtabletten wirken ähnlich und werden langsam im Mund aufgelöst.
In deutschen Apotheken sind bewährte Marken wie Nicorette, Nicotinell und NiQuitin erhältlich. Die Kombinationstherapie aus Pflaster und schnell wirkenden Produkten zeigt oft die besten Erfolgsraten bei der Raucherentwöhnung.
Vareniclin (Champix) ist ein speziell entwickeltes Medikament zur Raucherentwöhnung, das an den Nikotinrezeptoren im Gehirn wirkt. Es reduziert sowohl das Verlangen nach Nikotin als auch die Belohnung beim Rauchen. Die Behandlung beginnt meist eine Woche vor dem geplanten Rauchstopp mit einer schrittweisen Dosiserhöhung.
Bupropion (Zyban) ist ursprünglich ein Antidepressivum, das erfolgreich bei der Raucherentwöhnung eingesetzt wird. Es beeinflusst die Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin und kann Entzugserscheinungen lindern. Die übliche Dosierung beträgt 150 mg täglich, die nach einer Woche auf zweimal täglich erhöht wird.
Verschreibungspflichtige Medikamente sind besonders sinnvoll bei starker Nikotinabhängigkeit oder nach erfolglosen Entwöhnungsversuchen. Wichtige Nebenwirkungen können sein:
Eine ausführliche Beratung durch Arzt und Apotheker ist unerlässlich, um das geeignete Medikament auszuwählen und die Therapie zu überwachen.
Homöopathische Präparate wie Tabacum oder Nux vomica werden traditionell zur Unterstützung der Raucherentwöhnung eingesetzt. Diese können das Verlangen nach Zigaretten reduzieren und den Entgiftungsprozess fördern. Pflanzliche Beruhigungsmittel mit Baldrian, Passionsblume oder Hopfen helfen bei typischen Entzugserscheinungen wie Nervosität und Schlaflosigkeit.
CBD-Produkte gewinnen als natürliche Unterstützung an Bedeutung, da sie entspannend wirken und Stress reduzieren können. Wichtig ist hier die Beachtung der rechtlichen Bestimmungen und die Auswahl qualitätsgeprüfter Produkte.
Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel unterstützen den Körper bei der Regeneration:
Atemsprays und Mundspülungen können das Verlangen nach Zigaretten reduzieren und gleichzeitig die Mundgesundheit fördern. Akupunktur und andere komplementäre Methoden wie Hypnose oder Verhaltenstherapie ergänzen die medikamentöse Behandlung wirkungsvoll.
Eine gründliche Vorbereitung ist der Schlüssel zum erfolgreichen Rauchstopp. Bestimmen Sie einen konkreten Termin für Ihren Rauchstopp und bereiten Sie sich mental darauf vor. Entfernen Sie alle Zigaretten, Aschenbecher und Feuerzeuge aus Ihrem Umfeld. Informieren Sie Familie und Freunde über Ihr Vorhaben, damit sie Sie unterstützen können.
Entzugserscheinungen wie Nervosität, Schlafstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten sind normal und klingen meist nach wenigen Wochen ab. Entwickeln Sie Strategien für kritische Situationen: Lenken Sie sich ab, trinken Sie Wasser oder kauen Sie Kaugummi. Identifizieren Sie Ihre persönlichen Rauchauslöser und entwickeln Sie alternative Verhaltensweisen.
Führen Sie eine Liste mit Ihren persönlichen Gründen für den Rauchstopp und schauen Sie regelmäßig hinein. Belohnen Sie sich für erreichte Meilensteine. Nutzen Sie die Unterstützung von Familie und Freunden sowie moderne digitale Hilfsmittel:
Um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Gesunde Snacks wie Obst oder Gemüsesticks können das Verlangen nach Zigaretten reduzieren.
Ihr Apotheker ist ein wichtiger Partner bei der Raucherentwöhnung. Er berät Sie individuell bei der Auswahl geeigneter Nikotinersatzpräparate oder verschreibungspflichtiger Medikamente und erklärt deren richtige Anwendung. Die persönliche Beratung berücksichtigt Ihre Rauchgewohnheiten, Gesundheit und persönlichen Bedürfnisse.
Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für Raucherentwöhnungskurse oder beteiligen sich an den Kosten für Medikamente. Informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse über verfügbare Leistungen. Das kostenlose Rauchertelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (0800 8 31 31 31) bietet professionelle Beratung.
Nutzen Sie Selbsthilfegruppen, Online-Programme oder strukturierte Kurse zur Raucherentwöhnung. Diese bieten langfristige Begleitung und Austausch mit anderen Betroffenen. Regelmäßige Nachgespräche in der Apotheke helfen dabei, motiviert zu bleiben und bei Problemen schnell zu reagieren.