Hypertonie, auch als Bluthochdruck bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, bei der der Blutdruck in den Arterien dauerhaft erhöht ist. Der Blutdruck entsteht durch die Kraft, mit der das Herz das Blut durch die Blutgefäße pumpt, und den Widerstand, den die Gefäße diesem Blutfluss entgegensetzen. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck belastet Herz, Gefäße und andere Organe und kann zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen.
Der Blutdruck wird in zwei Werten gemessen: dem systolischen Wert (oberer Wert) und dem diastolischen Wert (unterer Wert). Normale Blutdruckwerte liegen unter 130/85 mmHg. Als optimal gelten Werte unter 120/80 mmHg. Von Hypertonie spricht man ab Werten von 140/90 mmHg oder höher. Der Bereich zwischen 130-139/85-89 mmHg wird als hochnormal oder Prähypertonie bezeichnet und erfordert bereits besondere Aufmerksamkeit.
Man unterscheidet zwischen primärer (essentieller) und sekundärer Hypertonie. Die primäre Hypertonie macht etwa 90-95% aller Fälle aus und hat keine eindeutig identifizierbare Ursache. Sie entwickelt sich meist schleichend über Jahre. Die sekundäre Hypertonie entsteht als Folge einer anderen Erkrankung, wie Nierenerkrankungen, Hormonstörungen oder durch bestimmte Medikamente.
In Deutschland leiden etwa 30-35% der Erwachsenen an Bluthochdruck. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit deutlich an: Während bei den 18-29-Jährigen nur etwa 3% betroffen sind, liegt der Anteil bei den über 65-Jährigen bei über 60%. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, wobei sich dieser Unterschied nach den Wechseljahren ausgleicht.
Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer Hypertonie:
Bluthochdruck wird oft als "stiller Killer" bezeichnet, da er lange Zeit keine oder nur unspezifische Symptome verursacht. Mögliche Anzeichen können Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Atemnot bei Belastung, Herzklopfen oder Sehstörungen sein. Da diese Symptome auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten, ist eine regelmäßige Blutdruckmessung zur Früherkennung essentiell.
Die Blutdruckmessung in der Arztpraxis erfolgt meist mit einem automatischen Blutdruckmessgerät oder einem Stethoskop nach der Riva-Rocci-Methode. Für eine zuverlässige Messung sollte der Patient mindestens 5 Minuten in ruhiger, sitzender Position verweilen. Die Manschette muss die richtige Größe haben und auf Herzhöhe positioniert werden. Es werden mindestens zwei Messungen im Abstand von 1-2 Minuten durchgeführt.
Die 24-Stunden-Blutdruckmessung ist der Goldstandard für die Hypertonie-Diagnostik. Dabei trägt der Patient ein kleines Messgerät, das alle 15-30 Minuten automatisch den Blutdruck misst. Diese Methode erfasst den natürlichen Blutdruckverlauf über Tag und Nacht und ist besonders wertvoll für die Diagnose von Weißkittelhypertonie oder maskierter Hypertonie.
Die Selbstmessung zu Hause ergänzt die ärztliche Diagnostik optimal. Empfohlen werden validierte, oszillometrische Oberarm-Messgeräte. Wichtige Regeln für die Heimmessung sind:
Bei der Interpretation der Blutdruckwerte müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Einzelne erhöhte Werte führen noch nicht zur Diagnose einer Hypertonie. Entscheidend ist der Durchschnitt mehrerer Messungen über einen längeren Zeitraum. Die Grenzwerte für die Heimblutdruckmessung liegen niedriger als in der Praxis (135/85 mmHg vs. 140/90 mmHg).
Die Weißkittelhypertonie beschreibt erhöhte Blutdruckwerte nur in der Arztpraxis, während die Werte zu Hause normal sind. Sie betrifft etwa 15-30% der Patienten mit erhöhten Praxiswerten. Die maskierte Hypertonie ist das Gegenteil: normale Praxiswerte bei erhöhten Werten zu Hause. Beide Phänomene können nur durch Langzeitmessung oder regelmäßige Heimblutdruckmessung erkannt werden.
Nach der Erstdiagnose einer Hypertonie sind weitere Untersuchungen zur Ursachenklärung und Risikostratifizierung notwendig. Dazu gehören Laboruntersuchungen (Blutzucker, Cholesterin, Nierenwerte), ein EKG zum Ausschluss von Herzveränderungen, eine Urinuntersuchung und gegebenenfalls eine Echokardiographie. Bei Verdacht auf sekundäre Hypertonie können spezielle Hormonuntersuchungen oder bildgebende Verfahren erforderlich sein.
Die medikamentöse Therapie der Hypertonie basiert auf verschiedenen Wirkstoffklassen, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden. Die Auswahl erfolgt individuell nach Patientenprofil, Begleiterkrankungen und Verträglichkeit.
Kombinationspräparate vereinfachen die Einnahme und verbessern die Therapietreue. Die Dosierung erfolgt einschleichend, meist morgens eingenommen. Regelmäßige Blutdruckkontrollen sind essentiell zur Dosisanpassung. Mögliche Nebenwirkungen umfassen Schwindel, Müdigkeit oder Elektrolytstörungen. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen beachtet werden.
Lebensstilmodifikationen bilden das Fundament jeder Hypertonie-Behandlung und können den Blutdruck erheblich senken. Diese Maßnahmen wirken unterstützend zur medikamentösen Therapie oder können bei leichter Hypertonie ausreichend sein.
Die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) betont Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettarme Milchprodukte. Eine Salzreduktion auf unter 6 Gramm täglich ist empfehlenswert. Gewichtsreduktion bei Übergewicht kann den systolischen Blutdruck um 5-20 mmHg senken.
Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Kalium und Omega-3-Fettsäuren können unterstützend wirken. Pflanzliche Alternativen wie Weißdorn, Knoblauch oder homöopathische Präparate werden ergänzend eingesetzt, ersetzen jedoch nicht die konventionelle Therapie bei manifester Hypertonie.
Das erfolgreiche Management von Bluthochdruck erfordert eine kontinuierliche Betreuung und regelmäßige Anpassungen der Therapie. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind essentiell, um den Behandlungserfolg zu überwachen und rechtzeitig Anpassungen vornehmen zu können.
Die Selbstmessung des Blutdrucks zu Hause ergänzt die ärztlichen Kontrollen optimal. Ein Blutdrucktagebuch hilft dabei, Schwankungen zu erkennen und die Wirksamkeit der Medikation zu beurteilen. Moderne digitale Blutdruckmessgeräte ermöglichen eine präzise Dokumentation der Werte.
Die Medikation wird entsprechend dem Therapieverlauf angepasst. Therapieziele variieren je nach Alter und Begleiterkrankungen - während bei jüngeren Patienten Werte unter 140/90 mmHg angestrebt werden, können bei älteren Patienten moderate Zielwerte ausreichend sein.
Unbehandelter oder schlecht eingestellter Bluthochdruck kann schwerwiegende Folgeerkrankungen verursachen. Herzinfarkt, Schlaganfall und Niereninsuffizienz gehören zu den häufigsten Komplikationen, die durch konsequente Behandlung vermeidbar sind.
Eine hypertensive Krise stellt einen medizinischen Notfall dar und erfordert sofortige ärztliche Behandlung. Symptome wie starke Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Brustschmerzen bei stark erhöhten Blutdruckwerten sollten ernst genommen werden.
Chronischer Bluthochdruck schädigt schleichend Herz, Gefäße, Nieren und Augen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen die Früherkennung von Organschäden und deren rechtzeitige Behandlung.
Bei konsequenter Behandlung ist die Prognose von Hypertonikern sehr gut, und das Risiko für Folgeerkrankungen lässt sich erheblich reduzieren.