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Fettsucht

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Was ist Fettsucht (Adipositas)?

Definition und medizinische Klassifikation

Fettsucht, medizinisch als Adipositas bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung, die durch übermäßige Ansammlung von Körperfett charakterisiert wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Adipositas als krankhaftes Übergewicht, das zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. In Deutschland sind etwa 25% der Erwachsenen von Adipositas betroffen. Die Erkrankung wird anhand des Body-Mass-Index (BMI) klassifiziert und erfordert oft eine medizinische Behandlung zur Gewichtsreduktion und Vermeidung von Folgeerkrankungen.

BMI-Werte und Schweregrade

Die Klassifikation der Adipositas erfolgt über den BMI-Wert (Körpergewicht in kg geteilt durch Körpergröße in m²). Normalgewicht liegt bei einem BMI von 18,5-24,9 kg/m². Übergewicht beginnt ab einem BMI von 25 kg/m². Adipositas Grad I liegt bei 30-34,9 kg/m², Grad II bei 35-39,9 kg/m² und Grad III (extreme Adipositas) ab 40 kg/m². Je höher der BMI-Wert, desto größer ist das Risiko für gesundheitliche Komplikationen und die Notwendigkeit einer intensiven medizinischen Betreuung.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Adipositas ist multifaktoriell bedingt. Hauptursachen sind ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch, genetische Veranlagung, Stoffwechselstörungen und psychosoziale Faktoren. Weitere Risikofaktoren umfassen:

  • Bewegungsmangel und sitzende Lebensweise
  • Hochkalorische Ernährung mit viel Zucker und Fett
  • Stress und emotionales Essen
  • Bestimmte Medikamente (Kortikosteroide, Antidepressiva)
  • Hormonelle Störungen (Hypothyreose, Cushing-Syndrom)
  • Schlafmangel und gestörter Biorhythmus

Gesundheitliche Folgen und Komplikationen

Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche schwerwiegende Erkrankungen erheblich. Dazu gehören Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Schlaganfall. Weitere Komplikationen umfassen Schlafapnoe, Gelenkprobleme, Fettleber und bestimmte Krebsarten. Die Lebenserwartung kann bei schwerer Adipositas um bis zu 10 Jahre reduziert sein. Psychische Belastungen wie Depressionen und vermindertes Selbstwertgefühl verstärken oft den Teufelskreis der Gewichtszunahme.

Verschreibungspflichtige Medikamente zur Gewichtsreduktion

Orlistat (Xenical) - Wirkungsweise und Anwendung

Orlistat ist ein Lipasehemmer, der die Aufnahme von Nahrungsfetten im Darm um etwa 30% reduziert. Das Medikament blockiert die Enzyme, die für die Fettspaltung verantwortlich sind, wodurch unverdaute Fette über den Stuhl ausgeschieden werden. Orlistat wird dreimal täglich zu den Mahlzeiten eingenommen und ist für Patienten mit einem BMI ab 30 kg/m² oder ab 28 kg/m² bei Begleiterkrankungen zugelassen. Eine fettarme Ernährung ist während der Behandlung essentiell, um Nebenwirkungen wie Fettstühle zu minimieren. Studien zeigen einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 5-10% des Körpergewichts.

Liraglutid (Saxenda) - Injektionstherapie

Liraglutid ist ein GLP-1-Rezeptoragonist, der ursprünglich zur Diabetesbehandlung entwickelt wurde. Als Saxenda wird es in höherer Dosierung zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Das Medikament wird einmal täglich subkutan injiziert und wirkt durch Verlangsamung der Magenentleerung, Steigerung des Sättigungsgefühls und Reduktion des Appetits. Liraglutid ist für Erwachsene mit einem BMI ab 30 kg/m² oder ab 27 kg/m² mit gewichtsbedingten Begleiterkrankungen zugelassen. Die Behandlung führt zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 8-12% und verbessert zusätzlich metabolische Parameter.

Naltrexon/Bupropion (Mysimba) - Kombinationstherapie

Mysimba kombiniert Naltrexon, einen Opioidrezeptor-Antagonisten, mit Bupropion, einem Antidepressivum. Diese Kombination wirkt auf Belohnungs- und Appetitkontrollzentren im Gehirn und reduziert das Verlangen nach Nahrung. Die Tabletten werden zweimal täglich eingenommen, beginnend mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise gesteigert wird. Das Medikament ist für Patienten mit BMI ab 30 kg/m² oder ab 27 kg/m² mit Begleiterkrankungen zugelassen. Studien zeigen einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 5-9% des Körpergewichts über 56 Wochen Behandlungsdauer.

Rezeptfreie Unterstützung und Nahrungsergänzungsmittel

Ballaststoffpräparate und Quellstoffe

Ballaststoffpräparate wie Flohsamenschalen, Konjakwurzel oder Weizenkleie können das Sättigungsgefühl verstärken und die Verdauung fördern. Diese natürlichen Quellstoffe binden Wasser im Magen und vergrößern das Volumen der Nahrung, wodurch früher ein Sättigungsgefühl eintritt. Gleichzeitig verlangsamen sie die Magenentleerung und können helfen, Heißhungerattacken zu reduzieren. Bei der Einnahme ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr essentiell, um Verstopfungen zu vermeiden.

Chitosan und Fettbinder

Chitosan wird aus Krustentierschalen gewonnen und soll Nahrungsfette im Darm binden, bevor sie vom Körper aufgenommen werden. Diese Fettbinder können theoretisch die Kalorienaufnahme reduzieren, jedoch ist die wissenschaftliche Evidenz begrenzt. Wichtig ist die Beachtung von Allergien gegen Meeresfrüchte. Die Einnahme sollte zeitlich von fettlöslichen Vitaminen getrennt erfolgen, da deren Aufnahme beeinträchtigt werden kann.

Grüntee-Extrakt und Koffeinpräparate

Grüntee-Extrakt enthält Catechine und Koffein, die den Stoffwechsel anregen können. Diese Kombination soll die Fettverbrennung fördern und den Energieverbrauch leicht erhöhen. Koffeinpräparate wirken appetitzügelnd und können die körperliche Leistungsfähigkeit steigern. Bei empfindlichen Personen können jedoch Nebenwirkungen wie Unruhe, Herzrasen oder Schlafstörungen auftreten. Die Einnahme sollte am Nachmittag vermieden werden.

Probiotika für die Darmgesundheit

Probiotika unterstützen eine gesunde Darmflora, die bei der Gewichtsregulation eine wichtige Rolle spielt. Bestimmte Bakterienstämme können die Nährstoffaufnahme beeinflussen und Entzündungsprozesse reduzieren. Eine ausgewogene Darmflora verbessert zudem die Verdauung und kann das Immunsystem stärken. Regelmäßige Einnahme hochwertiger Probiotika-Präparate ergänzt eine gesunde Ernährung sinnvoll.

Begleitende Therapieansätze

Ernährungsberatung und Diätpläne

Eine professionelle Ernährungsberatung bildet das Fundament erfolgreicher Gewichtsreduktion. Qualifizierte Ernährungsberater erstellen individuelle Diätpläne, die Vorlieben, Unverträglichkeiten und Lebensstil berücksichtigen. Dabei stehen nachhaltige Ernährungsumstellungen im Vordergrund, nicht kurzfristige Diäten. Wichtige Prinzipien umfassen:

  • Kalorienbilanz und Portionskontrolle
  • Ausgewogene Makronährstoff-Verteilung
  • Regelmäßige Mahlzeiten und bewusstes Essen
  • Langfristige Verhaltensänderungen statt Verbote

Verhaltenstherapie und psychologische Unterstützung

Verhaltenstherapie adressiert die psychologischen Aspekte von Übergewicht und Essverhalten. Therapeuten helfen dabei, ungünstige Gewohnheiten zu identifizieren und durch gesündere Alternativen zu ersetzen. Stress-Eating, emotionales Essen und Selbstwahrnehmung werden gezielt bearbeitet. Gruppensitzungen oder Einzeltherapie können gleichermaßen effektiv sein. Die Krankenkassen übernehmen oft die Kosten für therapeutische Maßnahmen bei medizinisch begründeter Adipositas.

Bewegungstherapie und Sport

Regelmäßige körperliche Aktivität ist unverzichtbar für nachhaltigen Gewichtsverlust. Bewegungstherapie beginnt mit sanften Übungen und steigert sich graduell. Ausdauersport wie Walking, Schwimmen oder Radfahren verbrennt Kalorien effektiv. Krafttraining erhält die Muskelmasse während der Gewichtsabnahme. Wichtig ist die Wahl von Aktivitäten, die Freude bereiten und langfristig durchführbar sind.

Chirurgische Optionen bei schwerer Adipositas

Magenband und Magenbypass

Bei schwerem Übergewicht ab BMI 40 oder BMI 35 mit Begleiterkrankungen können chirurgische Eingriffe eine wirksame Lösung darstellen. Das Magenband verengt den Mageneingang und reduziert das Hungergefühl. Der Magenbypass umgeht einen Teil des Magens und Dünndarms, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. Beide Verfahren führen zu deutlichem Gewichtsverlust, erfordern jedoch eine lebenslange Nachbetreuung und Ernährungsumstellung. Die Entscheidung sollte gemeinsam mit erfahrenen Chirurgen getroffen werden.

Schlauchmagen-Operation

Die Schlauchmagen-Operation entfernt etwa 80% des Magens, wodurch ein schlauchförmiger Restmagen entsteht. Dieser Eingriff reduziert sowohl die Magengröße als auch die Produktion des Hungerhormons Ghrelin. Patienten fühlen sich schneller satt und haben weniger Appetit. Die Operation ist weniger komplex als ein Magenbypass und zeigt gute Langzeitergebnisse. Wie bei allen bariatrischen Eingriffen sind regelmäßige Nachkontrollen und Vitaminsubstitution erforderlich.

Voraussetzungen und Nachsorge

Bariatrische Chirurgie erfordert strenge Voraussetzungen und umfassende Vorbereitung. Kandidaten müssen erfolglose konservative Therapieversuche nachweisen und psychisch stabil sein. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrollen, Ernährungsberatung und lebenslange Vitamin- und Mineralstoffsubstitution. Wichtige Nachsorgemaßnahmen sind Blutwertkontrollen, Anpassung der Essgewohnheiten und psychologische Betreuung. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient, Chirurg, Ernährungsberater und Hausarzt ist für den langfristigen Erfolg entscheidend.

Praktische Tipps und langfristige Erfolgsstrategien

Realistische Ziele setzen

Erfolgreiche Gewichtsabnahme beginnt mit realistischen, erreichbaren Zielen. Planen Sie eine Gewichtsreduktion von 0,5-1 kg pro Woche. Setzen Sie sich kleine Zwischenziele und feiern Sie jeden Erfolg. Konzentrieren Sie sich nicht nur auf die Waage, sondern auch auf verbesserte Fitness und Wohlbefinden. Unrealistische Erwartungen führen oft zu Frustration und Aufgabe.

Rückfallprävention

Rückfälle sind normal und kein Grund zur Aufgabe. Identifizieren Sie persönliche Risikosituationen wie Stress oder emotionale Belastungen. Entwickeln Sie alternative Bewältigungsstrategien statt Essen als Trost zu nutzen. Führen Sie ein Ernährungstagebuch und suchen Sie bei Problemen frühzeitig professionelle Hilfe. Bauen Sie ein unterstützendes soziales Umfeld auf, das Ihre Ziele respektiert und fördert.

Langfristige Gewichtskontrolle

Erfolgreiche Gewichtskontrolle erfordert dauerhafte Lebensstiländerungen. Wiegen Sie sich regelmäßig, aber nicht täglich. Bleiben Sie körperlich aktiv und variieren Sie Ihre Übungen. Behalten Sie gesunde Essgewohnheiten bei und planen Sie Mahlzeiten im Voraus. Wichtige Strategien umfassen:

  • Regelmäßige Bewegung (mindestens 150 Minuten pro Woche)
  • Ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Vollkornprodukten
  • Ausreichend Schlaf und Stressmanagement
  • Kontinuierliche Selbstkontrolle und Anpassung der Strategien

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen

Konsultieren Sie einen Arzt bei BMI über 30 oder bereits bei BMI 25-30 mit Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Suchen Sie medizinische Hilfe, wenn eigene Abnehmversuche wiederholt scheitern oder gesundheitliche Probleme auftreten. Auch bei Essstörungen, extremen Diäten oder psychischen Belastungen ist professionelle Unterstützung wichtig. Ihr Hausarzt kann Sie an Spezialisten überweisen.

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